Family

27
Feb
2008

Babytalk: ein BoBo-Evergreen

Personen aus meinem Mikro- und Makrokosmos haben sich schon vielfach über jene ihrer Freunde beschwert, die seit der Ankunft ihres Nachwuchses kein anderes Thema mehr kennen als denselben und unbeirrt über der schönsten Schokoladetorte blutrünstige Sensationsstories über den Geburtsvorgang, pikante Details den Stuhlgang ihres Sonnenscheins oder ähnlich unpassendes zum Besten geben, so man sie überhaupt nach der wundersamen Vermehrung noch zu Gesicht oder ans Telefon bekommt. Das Thema ist ein BoBo-Evergreen, zu dem es schon Sex-and-the-City-Episoden, Doris-Knecht-Kolumnen und sicherlich auch die eine oder andere Selbsthilfegruppe gab und gibt.
Hormone sind aber auch etwas Gemeines! Da reichen fünfminütige Ereignisse zum falschen Zeitpunkt schon aus, um unsere beste Freundin/unseren besten Freund

- wie lautet eigentlich das aktuellste Modewort für diese Art von lebenswichtiger Bezugsperson? Weiß das wer? -

völlig persönlichkeitszuverändern.


Besonders schlimm, weil nicht mit dem eigenen Hormonhaushalt begründ- oder entschuldbar sind aber frischgebackene Tanten, die vom Thema second-hand-Geburtserfahrung nicht mehr wegzubekommen sind. An alle meine lieben Freunde da draußen: ich sehs ja ein, und werd versuchen, mich zu bessern.

-Antonina

23
Dez
2007

Nein, danke

Neben selbst Gebasteltem zu Weihnachten gibt es noch zahlreiche andere Plagen, die dieses Fest der Familienkonflikte umgeben...

Plage 1: Weihnachts-SMS:
150 Zeichen, die uns zeigen sollen, dass wir der oder dem AbsenderIn zwar keine Karte oder einen Anruf, aber immerhin eine Massennachricht mit Standardtext wert waren. Toll!
Dafür spart sich die liebe Familie gewisse Weihnachtslieder, denn süßer als Glocken klingen die versammelten Mobiltelefone, die alle fünf Minuten den Refrain einläuten...

Weitere Plagen identifiziert? Dann freue ich mich über Hinweise!

tina

31
Jul
2007

Säuren, Basen - und andere Cousinen

Ich wollte bitte schon immer eine Cousine haben. Mit diesem hübschen französischen Wort hab ich allerlei Romantisches verbunden: eine weitere Schwester, die frau aber an deren Kernfamilie retournieren kann, wenn sie im eigenen Dunstkreis zu sehr stört, kurzweilige Ablenkung bei langwierigen Familienfeiern, und vieles mehr, was mir die einschlägige Kinder- und Jugendliteratur an erstrebenswert abenteuerlichem in den Kopf gesetzt hat.
Eigentlich hab ich sogar eine. Sie ist rund zwei Jahrzehnte älter als ich, und bei einer der fünf Gelegenheiten in meinem aktiven Gedächtnis, zu denen wir uns gesehen haben, wollte sie mir ihre Barbiepuppensammlung, der sie sich Mitte zwanzig dann doch entwachsen fühlte, aufdrängen ( das war aber sicherlich gut gemeint).
Sie entsprach so überhaupt nicht meinem Bild, dass ich offiziell seit vielen Jahren überhaupt keine Cousine habe. Und über das Auftauchen der Enkelin der Cousine meiner Oma schließlich so erfreut war, um aus der großen eine einfache Cousine zu machen.

Nach einem derart freizügigen Umgang mit meinen Verwandschaftsverhältnissen war ich neulich völlig überfordert, als ich eine entfernte weibliche Verwandte meines Sargnagels im Verhältnis zu ihm und seiner Mutter bezeichnungsmäßig dingfest machen musste: wenn jemand die Tochter eines Cousins der Mutter ist, was ist die dann zu eben dieser Mutter und ihrem Nachwuchs? Großcousine erschien mir so logisch, bis mir in einer hitzigen Debatte auseinandergesetzt wurde, Mutter und Sohn könnten NIEMALS den selben Verwandschaftsstatus zu einer anderen Person pflegen, weshalb aus der Mutter dann eine Tante zu werden hat. Einleuchten will mir noch immer nicht ganz, weshalb das so ist. Ich empfinde das als Sache des Standpunkts. Definiere ich das Verhältnis mit Fokus auf die unterschiedlichen Generationen, wird wohl aus der Mutter anstatt einer Cousine eine Tante, definiere ich das Verhältnis nach dem ursprünglichen Verwandschaftsverhältnis der beiden Zweigfamilien, wäre die Mutter eine große Cousine und ihr Sohn ebenfalls, wenn man nur nicht vergißt, ihm das "e" wegzunehmen. Gegebenenfalls kommen dann diese zweiten und dritten Grade ins Spiel, die ich schon als Kind nicht verstanden habe. Angeblich ist meine Cousine vierten Grades schnell einmal wer, und fünften Grades so gut wie jede. Dann ist das ja wieder Sache des Standpunkts, ob ich das dann anerkennen will oder nicht.

Hm. Willst du meine anerkannte Cousine sein?

Lebensläufe nehme ich jederzeit entgegen!

-Antonina

18
Mrz
2007

Mamma dear...

Jack: (...) You don't think there is any chance of Gwendolen becoming like her mother in about a hundred and fifty years, do you, Algy?

Algernon: All women become like their mothers. That is their tragedy. No man does. That's his.

- Oscar Wilde, The Importance of Being Earnest -

Werden alle Frauen wie ihre Mütter? Ich weiß nicht, ob ich mich mit dem Gedanken anfreunden kann. Nichts gegen meine Erzeugerin, aber wo bleibt da die Weiterentwicklung? Oder ist es bloß Arroganz der Nachkommenschaft zu glauben, ihre Eltern tatsächlich auf auch nur irgendeinem Gebiet überflügeln zu können? Machen wir nur andere Fehler, schlagen aus Trotz die entgegengesetzte Richtung ein, aus der uns dann eventuell die Großmütter entgegenlächeln, gegen die unsere Mütter mit ihrem vermeintlich emanzipatorischen Weg aufbegehrt haben? Und wenn frau den Gedanken weiterverfolgt: wo fängt das an, wo hört das auf? Ein Kreislauf nur, keine spiralenförmige Fortbewegung? Mir wird schwindlig.
Und wann ist eigentlich die Kulturpubertät einer Großstadtdschungelbewohnerin so durchschnittlich vobei?
Fragen, Fragen, nichts als Fragen...

- Antonina -

16
Dez
2006

Safety Net-ism

Safety Net-ism:
"Der Glaube daran, dass es irgendwo im Hintergrund immer ein finanzielles und emotionales Absicherungsnetz gibt, eine Pufferzone für die Verletzungen im Leben. (Gewöhnlich die Eltern)"

Einst hab ich mir ein Shirt mit dieser Aufschrift gekauft, um es im Bezug auf die finanzielle Unterstützung durch die Eltern selbstironisch auf der Brust provokativ zur Schau zu stellen.

Vorgestern bin ich von der Heretikerin wieder zur Gläubigen geworden, was die emotionale Absicherung angeht. Dazu braucht es nichts weiter als einen ernsthaften Anlass, der eine Grundangst aus der Kindheit durch unglückliche Umstände ein fröhliches Comeback feiern lässt. Schon einmal aus eigener Blödheit die Augen verätzt und in aufsteigender Panik und rasant abnehmender Sehfähigkeit wie eine wild gewordene Hummel durch die Wohnung getaumelt?
In Grenzsituationen ist die eigene Familie doch die Letztinstanz, und beschenkt einen mit Schwestern, die sofort alles liegen und stehen lassen, wenn man hysterisch ins Telefon kreischt, um einen ins Krankenhaus zu fahren, später mit nach Hause zu nehmen und den Tag darauf alle Termine absagen, um für einen da zu sein.

Celia