Philosophie

1
Feb
2008

Wochenendreflexion

The rhythm of the weekend, with its birth, its planned gaieties, and its announced end, followed the rhythm of life and was a substitute for it.

- F. Scott Fitzgerald -

Sehr weise, der gute Fitzgerald.
Was mich aber daran so schreckt, ist der Umkehrschluss: wie dein Wochenende, so dein Leben. Wenn frau es nicht schafft, ihrem Wochenende einen Lebensfunken einzuhauchen, lebt sie dann?

- Antonina

13
Sep
2007

o sole mio!

Ich hätte nicht gedacht, dass du mir so fehlen kannst! Insofern ein kluger Schachzug von dir, das mit dem Rarmachen.
Daher gehe ich davon aus, dass du auch weisst, wie sparsam man dieses Mittel dosieren sollte, damit seine Heilkraft nicht in Gift umschlägt.
Spielen ist schließlich keine Kunst, aufhören aber schon.


Könntest du morgen bitte wieder scheinen?


- Antonina

16
Mai
2007

Ad fontes! - Genuss versus Leidenslust

Lästige Sprichwörter, von "Morgenstund hat Gold im Mund" über "Wer rastet, rostet" bis zu "Was du heute kannst besorgen, verschiebe nicht auf übermorgen" künden uns stets mit moralinsaurer, lähmender Bleivergiftung davon, dass man den Tag pflücken soll. Schließlich ist es, egal welcher Ideologie zufolge, stets das Schaffen (von was auch immer), das uns zu dem macht, als was wir uns gerne sehen: nämlich als Krönung der Evolution.

Dass Masse aber träge ist, und dass es sich dabei um kein rein physikalisches Gesetz handelt, wissen wir nicht erst seit Newton. Selbstredend haben sich schon unsere greco-romanischen Kulturahnen erschöpfend damit auseinander gesetzt und und neben vielen schönen Sinnsprüchen wie etwa Iucundi sunt acti labores auch viel gescheites dazu verfasst.

Das Phänomen der destruktiven Arbeitsaufschiebung aber hat inzwischen sogar einen hübschen neudeutschen Namen - Prokrastination - und von WissenschafterInnen über Selbsthilfegruppen bis zu Satirikern wie Max Goldt beschäftigt es mittlerweile offenbar sogar mehr ZeitgenossInnen als die TheistInnen-AtheistInnen-Debatte. Goldt etwa fragt sich, ob Prokrastination eine Vorstufe der Depression ist, und meint dazu: Man beginne mit der aufgeschobenen Aufgabe deshalb erst gar nicht, weil man Angst hätte, an einen Punkt zu kommen, an dem man nicht mehr weiter weiß, und bemühe daraufhin die Lebenslüge, dass Genie erst unter Druck entstünde.
Hat frau einmal begonnen, sich gedanklich mit Prokrastination zu beschäftigen, wähnt sie sie schnell allgegenwärtig. Pop-Liedchen etwa handeln davon, und Scarlett O`Hara beendet Vom Winde Verweht mit dem Ausruf: "Morgen ist auch noch ein Tag!"

Ist Prokrastination die Frage unserer Zeit? Ist sie Trend, Zeitgeist, oder Evergreen?

Wenn ich das aktuelle Gerede von Selbstbetrug und Versagen so betrachte, wende ich mich lieber wieder den Ursprüngen zu: Carpe diem wurde nämlich nicht von einem an die Pflichten gemahnenden Oberlehrer geprägt, sondern ist die von Horaz latinisierte Lebensphilosophie eines gewissen Epikurs, der die Lust am Leben lebte und für ein Genießen im Hier und Jetzt plädierte. So gesehen wäre Prokrastination schlicht lebensverneinender Masochismus - und wer will das schon auf sich laden?

- Antonina

12
Feb
2007

Sonntag

Wohltuend ist es, einfach draufloszufahren.
Langweilig ist es, wenn die Landschaft sich streckt.
Wohltuend ist es, weiterzudenken.
Langweilig ist es, wenn die Dämmerung zuschlägt.
Wohltuend ist es, vor sich hin zu dösen.
Langweilig ist es, wenn jeder schon schläft.

Wohltuend ist es, lange zu verweilen.

----tina

21
Dez
2006

Zeit

macht munter. Schlafen macht autonom. Wie schade, dass von beidem immer zu wenig da ist.
Außer Sonntags! Dann aber spielen die Unruhegeister Schlitten fahren und bewegen uns wie Schachfiguren durch die Stadt - wenn wir allein unterwegs sind. Zweisamkeit schützt vor Geistern, glaub ich.
Ins Wunschpaket: Zeit, Schlaf, Zweisamkeit.

Kristina

9
Dez
2006

Heinrich, mir graut vor mir!

Es war, nach meinem eigenen, nicht notwendigerweise allgemein gültigen Zeitempfinden, frühmorgens, nach dem Sport. Das wärmende Wasser hat meinen Körper wie in eine Decke gehüllt und meinen Nacken massiert. Ich halte inne, obwohl mein Körper schon vom Chlorwasserduft befreit ist. Ich habe plötzlich das Gefühl, mein Körper brauche diesen Luxus so dringend wie ein Stückchen Brot. Über den Tag verteilt gönne ich mir noch ein paar solcher Momente, und dafür stellt sich als ungebetener Gast ein schlechtes Gewissen ein.

Zeit – eine versuchte Definition. Hm. Ein abstrakter Faktor, Spielball von Angebot und Nachfrage in der leistungsorientierten Konsumgesellschaft. Ein paar Minuten – unendlich kostbar, wenn sie unvermutet zum Kräftesammeln vor einer größeren Anstrengung übrig bleiben. Wertlos, wenn man sie an einer Bushaltestelle zubringen muss. Momos graue Herren paffen eifrig an ihren Zigarren, mir fehlt sie derzeit allerorts. Des Abends schmieren sich die Schreckgespenster meiner unerledigten To-Do-List als unliebsame Bettgenossen an mein Kopfkissen und murmeln mir unablässig ins Ohr, während ich mir vergeblich befehle, endlich einzuschlafen, schließlich habe ich morgen „Keine Zeit!“ müde zu sein.

Wem ist denn der Geniestreich gelungen, die Zeit mit Maßeinheiten auszustatten? Den Marketingexperten der alten Ägypter, oder den Zauberern von Atlantis, deren Insel aus Rache versenkt wurde? Hundertstelsekunden, Freiminuten, Arbeitsstunden, Wochenendstau, Monatsmiete, Jahresbilanz – ist das die Rechnung für die vielzitierte Erbsünde, die den Evastöchtern und Adamssöhnen nach der Abschiebung aus dem Paradies präsentiert wird?

"Werd ich zum Augenblicke sagen:
Verweile doch! du bist so schön!
Dann magst du mich in Fesseln schlagen,
Dann will ich gern zugrunde gehn!
Dann mag die Totenglocke schallen,
Dann bist du deines Dienstes frei,
Die Uhr mag stehn, der Zeiger fallen,
Es sei die Zeit für mich vorbei!"

Das Erbe der wahren Yuppies: Instant Gratification!
Zeit ist schließlich Geld, und alle Macht dem Mammon.
Heinrich Faust hat das gewusst, aber wann hab ich unterschrieben?

Celia

Orion

Geht es um gute Gespräche? Darum, sich mit Worten zu berühren?

Wenn aus einem Gespräch heraus Fragen gestellt werden, die echte Antworten, Nachdenken brauchen, dann ist sich darauf einlassen notwendig.
Als ich mich heute darauf einließ, bekam ich es gleich mit der Angst vor dem Hineingesogen werden zu tun. Wie die Angst vor dem Abgrund, den man meidet, um nicht aus freiem Willen zu springen.
Um zu Entkommen, habe ich mir Sternbilder zeigen lassen. Nun kenne ich Orion und mein Fürchten.

Kristina