Österreichische Verhältnisse
...in Medien und Politik beschreibt Helge in einem Blog-Eintrag zum Verhältnis Dichand-Faymann. Angesichts der aktuellen Kanzlerdebatte besonders spannend...
Hier ein Auszug:
"Die SPÖ gab heute - wenige Tage nach Bestellung Werner Faymanns zum Parteichef - einen wesentlichen Strategiewechsel bekannt: Künftige Entscheidungen über EU-Reformverträge sollen Volksabstimmungen unterzogen werden. Auch wenn ich repräsentativer Demokratie mehr abgewinnen kann als direkter - so be it. Der Skandal ist jedoch die Art der Bekanntgabe: Bald-Kanzler Werner Faymann und Noch-Kanzler Alfred Gusenbauer tun den Kurswechsel in einem Brief an den 87-jährigen Medientycoon Hans Dichand bekannt - an den Hans Dichand, der in seiner 3-Millionen-Leser-Postille Kronen Zeitung seit Monaten vehement gegen den EU-Vertrag und die EU im Allgemeinen und vor allem für eine Volksabstimmung anschreibt. Ein Kniefall sondergleichen - den man nicht mal mehr zu kaschieren versucht.
Seit ich in Bürogemeinschaft mit regelmäßigen U-Bahn-Fahrern arbeite, die immer wieder das Gratisblatt “Heute” mitbringen, staune ich dauernd, was für eine SPÖ-Jubelpostille das ist. Die ÖVP kommt deutlich seltener vor - und wenn dann deutlich schlechter weg. Liest sich streckenweise wie eine Parteizeitung.
Warum ist das so?
Zum einen genießt die Zeitung sehr privilegierten Zugang zu den Kunden der Wiener Linien und dürfen ihre Schütten in allen Stationen aufstellen. Die Mitarbeiter der Wiener Linien säubern dann brav jeden Tag die Züge von tausenden liegengelassenen Zeitungen. Die Wiener Linien gehören der Stadt Wien. Die Stadt Wien wird von der SPÖ mit absoluter Mehrheit regiert. Noch Fragen?
Dazu finden sich in “Heute” Unmengen an Inseraten der Stadt Wien, von städtischen Unternehmen oder von Firmen, die im Dunstkreis von Stadt und Partei Aufträge lukrieren. Die perfekte Symbiose. Übrigens sind immer wieder auch Inserate von Faymanns Verkehrsministerium und von diesem unterstehenden Firmen wie ASFINAG oder ÖBB zu sehen. Der Geschäftsführer von “Heute” ist Faymanns langjähriger Pressesprecher Wolfgang Jansky. So ein Zufall. Nebenbei ist Jansky der Lebensgefährte von SPÖ-Geschäftsführerin Doris Bures.
Wem gehört “Heute” eigentlich? Typisch österreichisch: “Heute” gehört einer Stiftung, die wiederum.. irgendwem gehört. Nix genaues weiß man nicht. Die Chefredakteurin dürfte es aber wissen, Eva Dichand. Eva Dichand? Hans Dichands Schwiegertochter. Schon wieder so ein Zufall.
À propos Dichand: Faymann ist auch regelmäßiger Kommentator in der Kronen Zeitung, als Verkehrsminister ebenso wie früher als Wiener Wohnbaustadtrat. Und die Sache mit den Inseraten läuft und lief da ebenso wie bei “Heute” - wobei “laufen” ein Euphemismus ist, “sprudeln” passt besser. Bleibt ja alles in der Familie. À propos Familie: Angelika Feigl, die Pressesprecherin von Faymann ist die Lebensgefährtin von Krone-Urgestein Claus Pandi."
Trotzdem: Eine Volksabstimmung über den neuen EU-Vertrag halte ich für sinnvoll - und mühsam - und lohnend.
tina
PS: Danke für den Kommentar mit dem richtigen link!
Hier ein Auszug:
"Die SPÖ gab heute - wenige Tage nach Bestellung Werner Faymanns zum Parteichef - einen wesentlichen Strategiewechsel bekannt: Künftige Entscheidungen über EU-Reformverträge sollen Volksabstimmungen unterzogen werden. Auch wenn ich repräsentativer Demokratie mehr abgewinnen kann als direkter - so be it. Der Skandal ist jedoch die Art der Bekanntgabe: Bald-Kanzler Werner Faymann und Noch-Kanzler Alfred Gusenbauer tun den Kurswechsel in einem Brief an den 87-jährigen Medientycoon Hans Dichand bekannt - an den Hans Dichand, der in seiner 3-Millionen-Leser-Postille Kronen Zeitung seit Monaten vehement gegen den EU-Vertrag und die EU im Allgemeinen und vor allem für eine Volksabstimmung anschreibt. Ein Kniefall sondergleichen - den man nicht mal mehr zu kaschieren versucht.
Seit ich in Bürogemeinschaft mit regelmäßigen U-Bahn-Fahrern arbeite, die immer wieder das Gratisblatt “Heute” mitbringen, staune ich dauernd, was für eine SPÖ-Jubelpostille das ist. Die ÖVP kommt deutlich seltener vor - und wenn dann deutlich schlechter weg. Liest sich streckenweise wie eine Parteizeitung.
Warum ist das so?
Zum einen genießt die Zeitung sehr privilegierten Zugang zu den Kunden der Wiener Linien und dürfen ihre Schütten in allen Stationen aufstellen. Die Mitarbeiter der Wiener Linien säubern dann brav jeden Tag die Züge von tausenden liegengelassenen Zeitungen. Die Wiener Linien gehören der Stadt Wien. Die Stadt Wien wird von der SPÖ mit absoluter Mehrheit regiert. Noch Fragen?
Dazu finden sich in “Heute” Unmengen an Inseraten der Stadt Wien, von städtischen Unternehmen oder von Firmen, die im Dunstkreis von Stadt und Partei Aufträge lukrieren. Die perfekte Symbiose. Übrigens sind immer wieder auch Inserate von Faymanns Verkehrsministerium und von diesem unterstehenden Firmen wie ASFINAG oder ÖBB zu sehen. Der Geschäftsführer von “Heute” ist Faymanns langjähriger Pressesprecher Wolfgang Jansky. So ein Zufall. Nebenbei ist Jansky der Lebensgefährte von SPÖ-Geschäftsführerin Doris Bures.
Wem gehört “Heute” eigentlich? Typisch österreichisch: “Heute” gehört einer Stiftung, die wiederum.. irgendwem gehört. Nix genaues weiß man nicht. Die Chefredakteurin dürfte es aber wissen, Eva Dichand. Eva Dichand? Hans Dichands Schwiegertochter. Schon wieder so ein Zufall.
À propos Dichand: Faymann ist auch regelmäßiger Kommentator in der Kronen Zeitung, als Verkehrsminister ebenso wie früher als Wiener Wohnbaustadtrat. Und die Sache mit den Inseraten läuft und lief da ebenso wie bei “Heute” - wobei “laufen” ein Euphemismus ist, “sprudeln” passt besser. Bleibt ja alles in der Familie. À propos Familie: Angelika Feigl, die Pressesprecherin von Faymann ist die Lebensgefährtin von Krone-Urgestein Claus Pandi."
Trotzdem: Eine Volksabstimmung über den neuen EU-Vertrag halte ich für sinnvoll - und mühsam - und lohnend.
tina
PS: Danke für den Kommentar mit dem richtigen link!
wienermischung - 26. Jun, 22:29