18
Mrz
2009

Digital Natives

In meiner neuen Wohnung verschwinden gerne USB-Sticks und Kalender.
Ersteres ist sicher der Alptraum eines echten digital native. Zum Glück aber bin ich nur digital immigrant - mir ist zwar nicht mein Notizbuch wichtiger als mein notebook, aber mein Moleskin-Kalender überlebenswichtiger als jedweder Elektroschrott.
Ohne den USB habe ich keine Sicherungskopie meiner ohnehin längst beurteilten Diplomarbeit - so what?
Ohne meinen Kalender aber bin ich nicht nur ein Mensch ohne Sozialleben, sondern ich verpasse auch noch berufliche Termine (Es existiert ja nur die hard copy - das mit dem backup irgendwo am Gehirn-Server kann ich vergessen. Wozu schreib ichs mir denn auf, wenn ichs mir dann erst recht merken muss? Soviel RAM hab ich nicht.)

Vor ein paar Jahren wollte mir ein Freund einen palmtop einreden. Der hätte ebenfalls Handtaschenformat und den Vorteil, dass man keinen Stift mit sich rumschleppen müsse. Ich brauche aber Stift und Papier! Kein fader Einzeiler in Times New Roman ersetzt mir jemals die Signalwirkung eines mit Lippenstift eingeringelten Abgabetermins. Ein echter digital native hätte da sicherlich etwas interessantes zu erwidern gewußt. Besagter Freund aber nicht. Er ist fünf Jahre älter als ich, hat ein Problem damit und versucht verzweifelt, den digital native zu markieren. Man muss doch mit der Zeit gehen! sagt er. Diesen Satz habe ich schon einmal wo gehört, erwidere ich. Und zwar von jemandem, der so uncool ist, dass es für seine Generation noch nicht einmal einen englischen Mode-Begriff gibt. Die heißen heute wie damals einfach nur die Alten. Ätsch!

- Antonina