Wien

12
Dez
2007

Wiener Linien

Gestern, über Kokosbusserl und selbstgepanschtem Punsch bei Kerzenschein, landeten wir gesprächsthemenmäßig irgendwie bei den Wiener Linien, wie fabelhaft wir das öffentliche Transportsystem im Allgemeinen finden, wie gräßlich die stets zu volle U6, und ob frau in der Praxis für zwei Stationen einen Fahrschein löst. Die Nicht-Jahreskartenbesitzerinnen unter uns haben das offen verneint, das erscheine ihnen schlichtweg zu teuer.
Da trat Julia auf den Plan: Ihr zufolge könne frau für eben diese zwei Stationen auch einen Halbpreisfahrschein lösen - eine Tatsache, die von den Wiener Linien so streng vertraulich behandelt werde, dass sie kaum irgendwo aufscheine. Dies sei der sagenumwobene Kurzstreckenfahrschein, über den ich außer seinem Namen auf an Stationen ausgehängten Fahrplänen noch nie etwas gelesen und den ich stets als kurioses Relikt aus einer anderen Zeit empfunden habe. (Manchmal mahlen die Mühlen in Wien eben langsam, und es ist nicht notwendigerweise Böhmen, in dem zwischenzeitlich noch ein Vierteljahrhundert bis zur Einführung einer Neuerung vergeht, sondern eben unser in seine franzisco-josephinische Vergangenheit verliebter Wasserkopf von Hauptstadt.)

Werte WienerInnen und - LinienbenützerInnen da draußen: stimmt das? Ich werde heute per Mail die Modalitäten beim WL-Kundendienst erfragen und das Antwortmail dann hier deponieren.

Einstweilen liebe weihnachtsgestresste Grüße,

-Antonina

5
Dez
2007

Tage wie dieser

Was eigentlich ist alles eine Zumutung?
Und was eine Frechheit? Sind die Grenzen da fließend, oder gibt es trotz vereinzelten Grenzfällen abgesteckte Definitionsbereiche?
Hätte mich ad hoc jemand danach gefragt, so hätte ich zur Auskunft gegeben, dass die Frechheit die Steigerungsform der Zumutung ist.

Das stimmt so aber nicht. Diverse Bekannte können hin und wieder eine Zumutung sein, während Frechheiten etwas sind, was sie oder auch andere, unserem Herzen wesentlich näher oder noch ferner stehende Personen sich uns gegenüber herausnehmen. Eine Zumutung kann auch Zweiteres sein, umgekehrt ist "Frechheit" nicht anwendbar auf den Tatbestand, dass manche Mitmenschen per se unsere Strapazierfähigkeit ausloten.
Aus diesjähriger Adventerfahrung würde ich sagen, dass diese Begriffe weiters jeweils nach Tagesverfassung enger oder weiter gefasst werden können, je nach work load, Stressfaktor, Umfeldverhalten.

Trotzdem gibt es Umstände, die von diesen natürlichen Schwankungen ausgenommen sind und fast immer von mir mit einem der beiden Vokabel versehen werden.
Bankangestellte zum Beispiel, die sich mit der Dame im Pelz vor mir trotz Schlange am Schalter ausgiebigst über den Gesundheitszustand ihres Dackels unterhalten, und zu mir dann sagen, ich würde die Abwicklung dieses meines Bankgeschäfts wesentlich beschleunigen, wenn ich die Scheine, die ich einzahlen will, bereits vor dem Bankbesuch ihrer mengenmäßigen Zugehörigkeit nach ordne, fallen bei mir eigentlich immer in die einschlägige Kategorie.

Nur - ob das jetzt eine Zumutung oder eine Frechheit ist, und ob ich vielleicht doch mit meiner Vermutung, dass zweitere eine Steigerung ersterer ist, Recht habe, weiß ich noch immer nicht.


- Antonina

28
Nov
2007

Unlust...

...quält mich zur Zeit abends verlässlich immer dann, wenn "liebe Freunde" und nette Bekannte im Kalender stehen, Treffen außerhalb des fünften Bezirks empfinde ich als Zumutung und am liebsten würde ich Bücher lesen anstatt dem Leben einen Besuch abzustatten...
Umso überraschend ist es, dass fast jede abendliche Verpflichtung zur Vergnügung wird, sobald ein paar Worte gewechselt, ein Kaffee getrunken und ein Lachen ausgetauscht wurde. Vielleicht spielt mir doch nur der November einen Streich mit seiner Dunkelheit und Kälte und die Überwindung ist die Wahl der Stunde! Also, auch heute: los jetzt!

tina

6
Sep
2007

Wien im Detail - Rainy Thursday

How to spend a perfect day in Vienna when it's raining:

Meet a charming young lass/lad e.g. in the Café Kunsthalle on Karlsplatz for your morning dose of caffeine at any time convenient (they serve breakfast til 4 p.m.)

While you enjoy whatever it is you've ordered, listen to Shirley Bassey implore her lover "come on baby light my fire" and postpone all to do's until later

Make sure you brought your wellingtons! (I should have mentioned that first, sorry)

Do your shopping! (Nobody else will bother you today; the streets are all yours)

Show your prey to your companion-in-mischief over a coffeebreak

Pay a visit to an exhibit you always wanted to see but somehow never have found time to, e.g. Architekturzentrum in MQ

Have your dinner at I Ragazzi in Burggasse (if you thought of booking a table before, that is)

Watch a movie about Vienna in her past, e.g. The Third Man in Burgkino on Burgring (they show it every Thursday)

Have a cup of hot chocolate (with or without ron) for a night cap

28
Aug
2007

Salzburg: Die Wiederentdeckung der Langsamkeit

Heute morgens, genau um 8:31, hat mich ein Busfahrer der Linie 5 im schönen Städtchen Salzburg doch sehr zum Grübeln gebracht:
Bei der Haltestelle Mozartsteg verlässt der gute Mann seine Fahrerkabine, und die Wienerin in mir flucht innerlich über den Zeitverlust ("Ein Fahrerwechsel! Das auch noch! Warum passiert das eigentlich immer nur, wenn ich es eilig habe?"). Aber siehe da - der Ersatzmann kommt nicht. Als ich ungehalten aus dem Fenster blicke ("Jetzt stehen wir hier schon fünf Minuten! Das gibts ja nicht! Können die sich das nicht besser einteilen? In Wien würden wir schon längst wieder fahren!"), erblicke ich den guten Mann durch die offene Tür in der Bäckerei Flöckner bei der angeregten Unterhaltung mit der Verkäuferin. Die Großstädterin in mir tobt. ("Das darf doch bitte nicht wahr sein!") Mit meinem Spezialblick, der töten könnte und es bisweilen auch tut, blicke ich mich im Wageninneren nach jemandem um, der diese Vorgänge mindestens so zum Aus-der-Haut-fahren findet wie ich ("Räsonieren die SalzburgerInnen denn sonst nicht über alles? Das ist doch die Stadt, in der die Erwachsenenversion des Manneken Pis für einen nicht enden wollenden Skandal gesorgt hat, bis sie schließlich zuerst züchtig bedeckt und dann ins sündige Wien abtransportiert wurde! Also! Wo bleibt die Empörung bei gebürendem Anlass?"), werde aber nicht fündig. Es scheint fast, als würden meine lieben Mitreisenden das völlig normal finden. Sie blicken weiter völlig unbeteiligt vor sich hin, als sich des Chauffeurs Morgenpläuscherl noch weitere fünf Minuten hinzieht und verziehen keine Miene, als er schlussendlich mit Kaffee und Kuchen herüberbummelt ("Das ist ja wohl die Höhe!") und die Fahrt wieder gemächlich aufnimmt.
Auf der Rückfahrt - wiederum habe ich es eilig - passiert mir dasselbe bei der Haltestelle Äußerer Stein, nur, dass es diesmal ein Lottoschein und ein Packerl Zigaretten sind, die den Lenker aus seiner Kabine locken. Wieder führt das zu keinerlei Unmutsbezeugungen meiner Mitfahrgäste. Jetzt kann ich es nicht lassen - ich suche mir ein passendes Opfer, eine verhärmt aussehende ältere Dame mit grimmigem Zug um den Mund, und teile ihr empört und unterstützungsheischend den Grund für die Verzögerung mit. Doch was hören meine ungläubigen Ohren? Die Dame lächelt und beginnt den Fahrer in Schutz zu nehmen!

Heute, um genau 16:23, hat mich meine Umwelt in fassungsloses Staunen versetzt. Jetzt hatte ich ein paar Stunden zum Verdauen, und mir drängt sich langsam der Verdacht auf, dass nicht sie sich abnorm verhält, sondern ich.

Gewissen Tätigkeiten sollte eine Warnung des Gesundheitsministeriums beiliegen: Länger andauernder Stress kann Ihre Persönlichkeit verändern!

- Antonina -

7
Aug
2007

Odyssée viennoise

Manchmal kommt unsereiner einfach nicht heim, da kann ich den ein paar Millennien älteren Mann von der meines Wissens immer noch nicht lokalisierten Insel Ithaka schon verstehen. Nur hatte der es definitiv besser: ein paar seiner Freunde/Kollegen/Untertanen wurden von einem Zyklopen verspeist, ein paar andere sind ertrunken, er aber hat sich ewig lang von irgendwelchen schönen Frauen aushalten lassen.
Ich wiederum weiß jetzt ganz genau, welche Straßen im Planquadrat Schmelz Einbahnstraßen und welche 30er-Zonen sind, welche karrosseriegefährdende Schwellen besitzen, wieviele Banken und (aufgelassene) Friseure es dort gibt, dass die autofahrenden WienerInnen eher alle zur allgemeinen Sicherheit eingesperrt gehören und die RadfahrerInnen ebenso (allerdings in eine andere Zelle, sonst könnte das wieder gefährlich werden), dass man eigentlich einen FußgängerInnenschein machen müssen sollte. Ich habe insgesamt 11 verschiedene Theorien entwickelt, weshalb die Oeverseestraße Oeverseestraße heißt, und kenne jetzt 11 Routen, die mich nicht problemfrei von A nach B bringen. Und das alles ohne tröstende Arme irgendwelcher Zauberer, Quellnymphen (wie heißt da die männliche Entsprechung?) oder schöner Königskinder.
Ich geh mich jetzt beim Salzamt beschweren. Hoffentlich ist die Schlange nicht all zu lang.

- Antonina -

12
Jul
2007

Helmi ist da

Radfahren mit Helm ist klüger und schützt den Kopf. Immer mehr Wiener kommen mir obenrum gepanzert entgegen, wenn ich mit schwacher Hinterbremse und flatternden Haarsträhnen den Straßenbahnschienen ausweiche.
Ich hab ja einen Helm. Der liegt gemütlich im Regal und fungiert als Licht-Halter (ja, die Fahrradlichter sollte ich auch häufiger mitnehmen) und Batteriensammler. Und er drückt ganz fürchterlich auf meine eh nur marginal voluminösen Haare und zerstört jeden Anflug von Frisur auf's Grausamste.
Und wider Erwarten finde ich mich in der Rolle der Tussi, die wegen Äußerlichkeiten auf klugen Schutz verzichtet...
Doch halt: Ist es nicht ein Symbol an alle Autofahrer und -innen, gefälligst vorsichtig zu fahren, wenn frau ohne Helm daherkommt? Sorgt es nicht für mehr Achtsamkeit im Straßenverkehr, schützende Einrichtungen zu boykottieren? Der nächste logische Schritt wäre eine Gehsteigvertiefung auf Straßenniveau, um die Vorsicht der AutofahrerInnen zu erhöhen. Also: Stürmt die Randsteine!
tina

28
Jun
2007

Wien im Detail: Fortbildung zum Thema Interkulturalität

Kulturelle und sprachliche Vielfalt ist in Wien nicht erst seit vorgestern vorhanden, sondern seit Jahrhunderten gegeben. Allerdings werden die Vorteile, die der Stadt und ihrer Bevölkerung dadurch erwachsen, noch viel zu wenig genutzt. Am Montag beginnt am Zentrum für Translationswissenschaften der Universität Wien eine Diversity Summer School, die sich vornehmlich der Frage widmet, wie man/frau sich dieses Potential im Berufsleben (in Unternehmen und Organisationen) wie auch privat zunutze machen kann. Dabei kommen neben heimischen ExpertInnen auch solche aus Großbritannien, Südafrika oder Ungarn sowie VertreterInnen der EU-Kommission zu Wort.
StudentInnen der hiesigen Alma Mater nehmen kostenlos teil => Programm und Anmeldeformulare
Nachträgliche Anmeldungen sind, wie ich gerade festgestellt habe, noch möglich :)

- Antonina

23
Jun
2007

Wien im Detail: Parlament

Das Parlament strahlt seit einiger Zeit nächtens in blauem Licht. Auch tagsüber sind die blauen Neonröhren klar erkennbar - richtig schöner wird das klassizistische Gebäude dadurch ja nicht...
Auf der Homepage gibt's noch Fotos ohne blaue Linien.
Ob die anderen Parteienfarben auch noch drankommen? Oder ist das ÖVP-bedingt unmöglich?

tina

20
Jun
2007

Nachtrag: Sophiealpe

Eine Freakshow inmitten des Wienerwalds: Das Pärchen auf Ausflug und ohne Worte, die älteren Damen mit Kuchen und Kaffee, einsame Herzen mit Büchern und Hunden... Die Sophienalpe und ihre Gäste wären durchaus einmal eine Folge der Alltagsgeschichten von E.T. Spira wert!

tina