Wien

21
Mrz
2007

Die Unvernünftigen sterben aus...

Ist dem so? Ich dachte immer, Unvernunft wäre der letzte Luxus vor der völligen Dekadenz, den sich die Menschheit noch leisten kann, das, was uns in unserem Handeln frei macht, unberechenbar.

Berührend aber, wie Peter Handke in seinem Stück den Hausdiener, den er seinem dandyhaften und seines eigenen Überflusses überdrüssig gewordenen Brötchengeber aus Stifters Hagestolz vorlesen lässt, zur einzigen wahren, wenngleich kläglichen zwischenmenschlichen Beziehung von eben diesem macht - eine Beziehung, die derartig theatralisch maniriert ist wie der inszenierte Versuch des Protagonisten, seinem kaputten Leben durch die hohe Kunst wieder etwas Sinn einhauchen zu wollen.
Eine laue, nicht zeitgemäße Handlung, aber großartige Dialoge, die in der derzeitigen Produktion am Wiener Akademietheater auch größtenteils ihre Wirkung entfalten können.

Ist Beziehungslosigkeit ein Luxusgut, das von Zwängen befreit, oder bedeutet sie die Sinnentleerung unserer Existenz? Jedenfalls scheint der Unvernunft nur dann eine gewisse verlockende Süße innezuwohnen, wenn man sich als mündige/r BürgerIn der Konsequenzen seines Tuns vollauf bewußt ist, sich aber dennoch dafür entscheidet.

- Antonina

11
Feb
2007

ZARA:MONIE

Gestern machte sich zum mittlerweile dritten Male mit einem Fest im Wiener Palais Auersperg der Anti-Rassismusverein ZARA auf sich und auf die Notwendigkeit, aus gegebenem Anlass Rassismus als ein dringendes Problem zu begreifen, gegen das man/frau im Alltag mehr Zivilcourage zeigen sollte, aufmerksam.
Ein gelungenes Fest mit Lucy McEvil, Maschek und anderen mehr einerseits.
Andererseits doch völlig anders, als ich es von 2005 her in Erinnerung habe. Es wollte keine rechte (und auch keine linke) Stimmung aufkommen. Politische WürdenträgerInnen, wenngleich verdienstvoll, leierten ihr Commitment ab, Sponsoren bekamen langatmig ihre Chance, sich werbewirksam als "Gutmenschen" zu inszenieren und ihren ausgewählten Gästen vor den Augen der breiten Masse Zugang zu einem exklusiven Buffet anzubieten, an dem diese noch nicht einmal gegen Geld etwas erwerben konnte, das Fernsehen filmte die anwesende Schickeria, der relativ stark vertretene rauhe Winterwollstoff der distinguierten Einreiher kratzte beim Streifen so manchen nackten Damenarm, der wesentlich öfter als in meiner Erinnerung in noblem Tuch als schrillem Outfit steckte - wird Zara:monie jetzt ein Societyevent á la Lifeball, auf dem Sehen und Gesehenwerden alles ist?
Freilich räumen Auftritte in Hi Society und sonstigen Seitenblickeformaten ZARA eine größere Öffentlichkeit ein, was dem Lobbying-Ziel natürlich sehr dienlich ist. Aber die offensichtliche Zielgruppenverschiebung des ZARA-Festes ist etwas, das ich sehr bedaure.
Und ein Verein, der sich die Diskriminierungsbekämpfung auf die Fahnen geheftet hat und dann bei seinem eigenen Fest eine Zweiklassengesellschaft, durch gelbe und gleicher-als-gleiche grüne Bändchen am Handgelenk hübsch auseinanderzuhalten, einführt, weckt orwellsche Assoziationen.

-antonina CordELIA-

30
Jan
2007

mein herz so schwarz...

Das ständige Ringen gegen die eigenen Dämonen.
In gar großer Zahl suchen sie mich so früh im Jahr heim, arbeiten mit verschiedensten Strategien und Taktiken. Manche sind altbekannte Freunde, vielleicht habe ich mich deshalb noch nicht von ihnen verabschiedet? Nur leicht verziehen sie ihre blasierten Gesichter in Andeutung eines spöttischen Lächelns, wenn sie sich spät abends mit ihrem Zweitschlüssel geräuschlos in meine Wohnung lassen, und mich dabei ertappen, des Kämpfens gerade ein bisschen müde zu sein. Von einem oder zwei bin ich mir nicht sicher, ob sie mich nicht besser als ich mich selbst kennen. Sie lassen sich auf meiner Bettkante nieder und beginnen ihr verhängnisvolles Lied, ganz leise und zart.

In der Zwischenzeit strömt das graue Wasser der Donau ins Schwarze Meer, und der Sturm peitscht trüb-nasse Striemen an mein Fenster. "Morgen ist auch noch ein Tag." Nun, gute Nacht denn, Scarlett.

- Celia -

10
Jan
2007

Alle Vöglein sind schon da

Kaum scheint einmal kurz die Sonne, werden alle Parkbänke in Sonnenlage von PensionistInnen bevölkert.
So gesehen gestaltet sich das Altern, Schreckensbild einer von einer Zwangsverordnung zum Jugendkult determinierten Gesellschaft, eigentlich gar nicht so furchtbar: Endlich einmal Zeit für die kleinen Dinge im Leben haben. Die Werbung gaukelt uns vor, es gäbe große Dinge, große Momente, Augenblicke des absoluten Glücks voll Fame & Fashion; wenn wir auf sie warten, verpassen wir währenddessen das Wesentliche mit all seinen kleinen Unvollkommenheiten, die die Wirklichkeit des Erlebten erst ausmachen.

Hm. Bis es soweit ist, nehme ich mir viertelstundenweise Urlaub vom Alltag, und schlage einen Umweg über den Schönbrunner Park ein, lasse mir die überraschend auf Besuch gekommene Sonne in mein winterbleiches Gesicht scheinen, lausche dem unmelodiösen Krächzen der Krähen und lasse mich zum Reflektieren auf einer endlich gefundenen noch pensionistenfreien Parkbank nieder.

- Celia -

12
Dez
2006

Wien

Salzburg, auf youtube als Stadt der Könige entlarvt. Da bleibe ich dann doch lieber in Wien, Stadt der Dienstboten?

Kristina