10
Feb
2007

Verwirrspiel

Das Leben spielt mit mir Fangen im Fluss, bloß weiß ich nicht, wer da wen verfolgt. Kaum bin ich mit dem Mund voller Salzwasser prustend aufgetaucht, schon folgt ein Stück Treibholz, das schwarz glänzend meine Knie schrammt.
Im Kräuterbad wache ich auf und atme durch bis ein kleiner Wasserfall aus dem Duschkopf meine Augen ertränkt.
Keine Sinn für Atmenpausen, immer schneller drängen die Sandkörner ins Meer.

Wenn ich erst dort wäre würde ich mir am Strand die Augen trocknen und ins Licht zwinkern bis alles weiß wird.

7
Feb
2007

Philippa Lady Chandos

Mir fehlen die Worte im Munde
Sobald sie den Hals erreichen,
haben sie sich verflüchtigt

Wie gut, dass du in meinen Augen
Bücher zu lesen vermagst
Sie verraten dir vielleicht auch,
was ich in Bildern nur
aber stets ohne Ton
vor meinem inneren Spiegel habe

Es macht meinen stummen Mund lächeln
Und leuchtet aus meinem Blick
Deine Fähigkeit zu lesen
Schenkt mir vielleicht meine Sprache wieder

Orange-County

-Celia-

6
Feb
2007

Monotonie

Ich bin so müde
das liegt vielleicht daran,
dass der Wasserhahn tropft
er tropft und tropft und tropft
und immer noch
kann ich das monotone Geräusch hören,
das er dabei erzeugt.
Bei soviel Monotonie
kann ich nicht einschlafen

Ich bin so müde
das liegt vielleicht daran,
dass ich nicht weiss,
ob ich ihn liebe.
Es ist, als hätte ich eine Liste im Kopf,
die mir sagt, was ich zu tun habe.
Schritt für Schritt tue ich das,
ganz mechanisch.
Ist Liebe monoton?

Ich bin so müde
das liegt vielleicht daran,
dass die Schule langweilig ist.
Man hat ein gewisses Verhaltensmuster
(gelernt in all der Zeit)
nach dem man sich verhält
jedesmal etwas anders
und die anderen glauben, man ist so.
Es passiert immer das Gleiche.
Was ist mit mir passiert?

CordELIA, 12/95 - 02/96

31
Jan
2007

Fasching

Verkleiden ist Pflicht. Deshalb heute das kleine Schwarze mit der dicken Perlenkette für den Geschäftstermin. Morgen das graue T-Shirt mit dem großen Rückenausschnitt für die Party bei Freunden. Zum Sport die passende Hose und ein buntes Shirt, damit die eigene Hüpferei in der Masse nicht zu peinlich wird.
Es ist Zeit für ein Ende des Faschings. Denn ich habe keine Lust mehr.

(Kris)Tina

30
Jan
2007

mein herz so schwarz...

Das ständige Ringen gegen die eigenen Dämonen.
In gar großer Zahl suchen sie mich so früh im Jahr heim, arbeiten mit verschiedensten Strategien und Taktiken. Manche sind altbekannte Freunde, vielleicht habe ich mich deshalb noch nicht von ihnen verabschiedet? Nur leicht verziehen sie ihre blasierten Gesichter in Andeutung eines spöttischen Lächelns, wenn sie sich spät abends mit ihrem Zweitschlüssel geräuschlos in meine Wohnung lassen, und mich dabei ertappen, des Kämpfens gerade ein bisschen müde zu sein. Von einem oder zwei bin ich mir nicht sicher, ob sie mich nicht besser als ich mich selbst kennen. Sie lassen sich auf meiner Bettkante nieder und beginnen ihr verhängnisvolles Lied, ganz leise und zart.

In der Zwischenzeit strömt das graue Wasser der Donau ins Schwarze Meer, und der Sturm peitscht trüb-nasse Striemen an mein Fenster. "Morgen ist auch noch ein Tag." Nun, gute Nacht denn, Scarlett.

- Celia -

25
Jan
2007

mein herz so weiß...

...wie die temperaturverstörte winterlandschaft da draußen. Was will es denn? Am liebsten abheben mit dem Wind, sich treiben lassen, einfach sehn, wohin die strömung es trägt.
Ein bisschen Akazienhonig für den Hals, ein bisschen finnische Mitsommernacht, etwas Wärme, die echt erscheint.
Dafür muss es ein bisschen Farbe bekennen. Und damit es sich nicht schreckt, pflastere ich seinen Weg mit Situativen, auf dass es die Steine nicht sieht.
"Sind wir da, die Höhe der Sonne zu ermessen oder uns an ihren Strahlen zu wärmen?" Ich bin für zweiteres. Vielleicht gibt sie meinem Weiß ein bisschen Farbe.

- A. CordELIA -

23
Jan
2007

Schnee von gestern

Was ist eigentlich Schnee von gestern? Heute schmutzig, gestern weiß, weich und unschuldig?
Oder freut uns das unschuldig Reine nur am ersten Tag, und bereits am darauffolgenden ödet es uns an, also Schnee von gestern, weil seine ungelenke Wirkung so schnell verpufft, dass heute kein Hahn mehr danach kräht?
In dieser Saison gebärdet sich der unschuldige Geliebte aber ziemlich zickig. Heute vormittag hat er kurz vorbeigeschaut, doch ich war auf dem Weg in den grauen Büroalltag und für seine Schönheit nicht empfänglich. Da hat er sich gleich beleidigt aus dem Staub gemacht... Und beim Heimgehen, da hat er nicht mehr meine Füße umschmeichelt, nicht meinen Tritt abgefedert, sondern ist mir auf der Nase herumgetanzt und hat sich anschließend auf die unerreichbaren Äste vor meinem Fenster zurückgezogen. Da liegt er jetzt in aufreizender Pose, und beobachtet mich spöttisch durchs Fenster. Er weiß, dass man mit mir Katz und Maus spielen muss, um mich am Ball zu halten, und dass die Unschuld bei mir nicht so hoch im Kurs steht. Also dann, mein Schnee von morgen, tanz dir deinen Weg in meine Zukunft!

- A. CordELIA-

19
Jan
2007

Zeit

Zeit ist ihm das wichtigste, soll der neue Bundeskanzler irgendwann irgendwo gesagt haben. Wie schön, dass er sie für Nachhilfestunden von sozial benachteiligten Kindern an Wiener Schulen opfern will. Weniger schön, dass er das auch von Studierenden verlangt, anstatt die Studiengebühren endlich abzuschaffen.
Soziales Engagement mit schlechter Bezahlung wird nur jene betreffen, die sich die Studiengebühren schwer leisten können und keine anderen Nebenjobs finden. Alle anderen Studierenden werden weitermachen wie bisher. Das Resultat: Sozial schlechter gestellte Studierende geben sozial schlechter gestellten SchülerInnen Nachhilfe. Ein sozialdemokratisches Zukunftsmodell?

KrisTina